Alexander der Große: das geschmähte Genie

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Nicht lange her, da wurde mir die Möglichkeit zuteil, einen Bericht über Alexander den Großen zu lesen – oder besser den Versuch, seinen Genius zu zerpflücken.

Alexander der Große und was es dazu zu sagen gibt

Hier zunächst die links dazu.

  1. Philipps Reformen
  2. Schlacht am Granicos
  3. Makedonische Propaganda
  4. Megas Alexandros

Mag man über Alexander den großen denken, was man will – er hat es aber meiner Meinung nach nicht verdient, von einem amerikanischen (Hobby- ?) Historiker auf eine Art auseinander genommen zu werden, in der man jedes militärische Genie auseinandernehmen könnte. Ungeachtetdessen, was ich persönlich von amerikanischen Taktikern halte, hat mich dieser Bericht nicht ruhen lassen. Do bringe ich hiermit meine Gedanken dazu an den Mann und an das Einhorn…

1. Philipps Reformen

In „Philipps Reformen“ wird lange und umständlich versucht, Phillip II anzudichten, wie er sich seine neue Phalanx zusammengedacht hat. Letztendlich: was hat er wirklich getan? Er hat in seiner 3-jährigen Gefangenschaft in Theben von Epanimonidas – dem Sieger der Schlacht von Leuktra über die Spartaner – gelernt, wie man einen kämpferisch überlegenen Gegner schlägt: mit dem Gewicht einer sehr tiefen Phalanx an einem Ort konzentriert.

Der Rest war kein Genius von Philipp, sondern pure Notwendigkeit, für die man kein Genie zu sein braucht. Viele Krieger, sehr tief.., von denen man nicht will, dass sie dem Gegner zu nahe kommen, weil sie weder ausgebildet noch tapfer genug sind. Ergo wählt man längere Speere, ein Schild und einen Helm. In eine Richtung den Spies halten und machen was der Chef sagt… Diesen „Genius“ bringt selbst meine Frau auf, wenn ich ihr das „Grundwissen“ vermittle…, also ihr Epanimonidas spiele! Soviel zum Genie Phillips II.

2. Die Schlacht am Granikos

Bei der Schlacht am Granikos fällt der Satz „Wo wäre er ohne seine Gefährten?“. Nein – der Satz steht nicht im Bericht selbst, denn der beschreibt einfach den Verlauf der Schlacht und zeigt die Fähigkeit Alexanders, Abläufe und die Dauer von Bewegungen von Truppenteilen richtig einzuschätzen. Das zum Beispiel ist für mich ein Zeichen seines Genius, denn durch diese Fähigkeit gewann er unter anderem viele seiner Schlachten. Letztendlich muss ich provokant fragen „Wo wären die Gefährten ohne Alexander den Großen gewesen?“. Sein Vorbild und seine Führungsqualitäten ließen seine Gefährten erst so kämpfen, wie sie es taten!

3. Makedonische Propaganda

Ein endloser Bericht, zäh und zum Teil höchst spekulativ. Man kommt letztlich zu dem Schluss, dass Alexander der Große doch tatsächlich seine eigene Vita ein wenig geschönt hat. Übel: er hat nicht in einem Angriff die Schlacht am Granikos gewonnen, er musste mehrfach ran! Der Schlingel, der!

Und? Wie war das mit „Der Gewinner schreibt die Geschichte“? Caesar, Hannibal, Friedrich der Große und nicht zu vergessen solche „Genies“ wie Douglas MacArthur, Montgomery oder Churchill?

4. Letzlich ein Resüme Megas Alexandros

Hier wird mit aller Gewalt versucht, aus Alexander dem Großen einen wirklich „bösen Buben“ zu machen.. Und zwar solcherart, dass man moderne (will sagen „heutige“ Moralmaßstäbe) bei einem Menschen anlegt, der vor über 2000 Jahren gelebt hat. Das ganze Pamphlet gipfelt in dem Satz „Unabhängig von seinen Fehlern – und er hatte viele – wird er als „Groß“ angesehen für wer er war, und nicht für was er tat!“

Jetzt wo ich das alles weiß, muss ich mich fragen „Warum?“. Was bringt es, auf Biegen und Brechen ein militärisches Genie zu demontieren? Was kommt als nächstes? Wie wär’s damit Jeanne d´Arc die Heiligsprechung abzuerkennen?

Ich möchte schließen, mit zwei Zitaten von Plutarch, welche mir höchst passend erscheinen.

„Verunglimpfungen sind für den, der sie ausspricht, schimpflicher als für den, dem sie gelten.“

„Kühn verleumden – etwas bleibt immer hängen.“

Ach so, hätte ich ja fast vergessen: das nachfolgende Zitat, welches unter all den oben genannten Beiträgen stand, lasse ich einfach mal wirken…

Zitat: „Selbst Alexanders Bewunderer würden einräumen – Philipp könnte es auch ohne Alexander geben – Alexander nicht ohne Philipp…“

XENA


Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild giannimarchetti

2 Kommentare

  1. Im nachhinein macht es mich fast ein wenig traurig.., dass sich keine Befürworter des englischen Original Beitrags fanden um hier Rede- und Antwort zu stehen…
    Waren da die Argumente ausgegangen…?

  2. Ich bezweifele, dass Alexander seine Geschichte schrieb. Die positive Darstellungen haben andere übernommen nachdem die Story vom jugendlichen Helden nun einmal in der Welt war. So funktionierte antike Geschichtsschreibung eben. Solange es einem in den Kram passte, wurde abgeschrieben und ausgeschmückt. Aber das ändert nichts an seinen feststellbaren Leistungen. Was Philipp angeht, würde ich ihm aber zubilligen, ein geordnetes Staatswesen mit Armee hinterlassen zu haben. Das hat längst nicht jeder Herrscher geschafft. Fehlte das, hätte Alexander jahrelange oder gar jahrzehntelange Vorbereitungen gebraucht. Und Bilderstürmer gab es zu allen Zeiten. Heute ist es besonders schlimm damit, weil die Vergangenheit wie im Mittelalter, wie vor der Aufklärung nur als Äußerung unserer Gegenwart und ihrer Moral verstanden wird. Seien wir froh, bessere Zeiten erlebt zu haben, statt uns über so etwas aufzuregen.

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