Der T-34/76: die Gerüchte, was wir Wargamer zu berichten wissen und wie es wirklich war!

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Eigentlich hätte ich es wissen müssen, als ich mit XENA mal wieder über den T-34/76 fachsimpelte. „Wenn meine T-34-Horde anrollt, macht die Dich platt!“ – und er so: „Das ist doch nur die Vorspeise für meine Acht-Acht!“. Aber wie war es denn nun wirklich? Also damals. In der Battle. Und generell. Unser Monnemer Experte XENA nahm sich unseren Diskurs zu Herzen und fühlte sich befleißigt, Fakten auszugraben. Bidde schööön…

Die Legende T-34: Prof. XENA doziert

Nun wird ja in Legenden berichtet, dass es unter uns Gamern Menschen geben soll, welche sich auf kaum erklärbare Weise zu verschiedenen Modellen hingezogen fühlen. Bei Panzern wird das wohl die ewige Nr.1 der „Bayern München Panzer in Plastik“ der Tiger II – landläufig als Königstiger bekannt – sein und bleiben. Mindestens genauso bekannt – wenn auch aus anderen Gründen – ist aber der russische T-34. Und um genau den soll es in dem heutigen Artikel gehen…

(Ich beschränke mich hier auf die T-34/76 Panzer, da der T-34/85 für mich ein anderer Panzer ist, wenngleich er eine ähnliche Bezeichnung hat…)

Die Legende…

  • Der T-34 war wohl der beste Panzer des 2.Weltkriegs“
  • „was höchst anzuzweifeln ist“ – XENA

… und die Wirklichkeit

So ist es allerorten immer wieder zu lesen. Aber das kann man nicht so stehen lassen. Natürlich war der Panzer sehr innovativ, ja teilweise genial – schräge Panzerung, Laufwerk, breite Ketten usw… – aber er hatte auch genauso viele Nachteile. Welche aber gerne „hinten runter gefallen) lassen werden – wie beim Königstiger auch…

  1. Beispielsweise ist da zu nennen, dass die Schweißnähte der ersten zirka 1.000 T-34 solchermaßen schlecht und undicht gearbeitet waren, dass sehr viele T-34 durch Brandwaffen wie z.B. Molotowcocktails leicht ausgeschaltet werden konnten, da die Brandmasse sehr leicht die schlechten Schweißnähte durchdringen konnte.
  2. Auch war das Laufwerk (ursprünglich ein britisches Christie-Laufwerk..) gleichermaßen anfällig, dass mehr T-34 durch Getriebeschaden als durch Feindfeuer ausfielen.
  3. Auch durch vorgenannte Schweißnähte eindringendes Wasser konnte dem Panzer gefährlich werden und teilweise Munition unbrauchbar machen.
  4. Weiterhin hatte der Panzer- zumindest in der ersten Zeit- kaum oder meist kein Funkgerät.
  5. Größter Nachteil war der zu enge Turm, in dem der Kommandant auch die Aufgabe des Richtschützen mit übernehmen musste, was zusammen mit schlecht ausgebildeten Besatzungen, fehlenden Funkgeräten (die Besatzungen einer russischen Pz.Kp. kommunizierten mit Signalflaggen…) und einem völlig unzureichenden Führungsstil dazu führte, dass die (eigentliche) Überlegenheit des Panzers gegenüber den zu Beginn des Krieges mit Russland meist eingesetzten Panzern wie Pz I, Pz II und dem Pz 35/38 (t) nicht oder kaum zum Tragen kam.
  6. Weiterhin waren im Jahr 1941 lediglich ca. 400 T-34 im Einsatz, die allermeisten als Kp.-Führungspanzer in meist T-26 Kompanien (zu Beginn des Krieges waren zirka 12.000 T-26 im Einsatz).
Der T-34/76. Ein mir ans Herz gewachsenes Dickblech, dem XENA nicht ganz so viel abgewinnen kann.

Der T-34/76. Ein mir ans Herz gewachsenes Dickblech, dem XENA nicht ganz so viel abgewinnen kann.

In den seltenen Fällen, in denen der T-34 im Jahre 1941 in Mengen auftauchte – u.a. bei der Panzerschlacht bei Mzensk – zeigte sich jedoch bei allen Defiziten seine große Überlegenheit gegenüber den deutschen zuvor genannten Panzern.

Was den T-34 letztlich unter anderem zu solch großem Ruhm verhalf, war ab 1942 seine rasant größer werdende Anzahl, mit der er auf dem Schlachtfeld auftauchte, und letztlich die Tatsache, dass auf russischer Seite Quantität und hohe Produktionszahlen vor Produktionsqualität als wichtig erachtet wurden.

Auch die Art, wie der Panzer hergestellt wurde, trug einen Großteil dazu bei. Während auf deutscher Seite jeweils ein ganzes Team einen Panzer von Anfang bis zum Ende nach höchsten Qualitätsmaßstäben bauten (Schweißnähte wurden zum Beispiel fein säuberlich abgeschliffen!), war es auf russischer Seite Fließbandarbeit, bei der einzelne Arbeiter nur ihren ureigensten Arbeitsschritt verrichteten und kannten, bevor der Panzer zur nächsten Station weiterrollte. So konnten ungelernte Arbeiter eingesetzt werden, anstatt wie auf deutscher Seite Facharbeiter. Qualität in der Ausführung wurde der Quantität untergeordnet.

Vom Fließband in die Schlacht: der T-34/76.

Vom Fließband in die Schlacht: der T-34/76.

Die T-34 Varianten

Vorausschickend muss erwähnt werden, dass sich die Bezeichnungen der einzelnen Varianten zwischen russischer und deutscher Bezeichnung unterscheiden, was nicht selten zu Verwechslungen führen kann. Ich gebe aus diesem Grund nachfolgend beide Bezeichnungen an.

Der T-34/76 – Modell 1940

Deutsche Bezeichnung: T-34 / 76A

Serienmodell aus dem Jahr 1940, bewaffnet mit einer 76,2-mm-Kanone L-11; Geschweißter oder gegossener Zwei-Mann-Turm. Der erste Produktionslauf wurde mit benzinbetriebenen MT-17-Motor des BT-Tanks sowie einem minderwertigen Getriebe und einer minderwertigen Kupplung ausgestattet. Erkennbar u.a. an dem einteiligen Bug des Panzers und der Viereckigen Wartungsluke im Heck.

Der T-34/76 – Modell 1941

Deutsche Bezeichnung: T-34 / 76B

Dieses Serienmodell wurde 1941 mit einer schwereren Panzerung, einem gegossenen oder geschweißten Zwei-Mann-Turm und der überlegenen 76,2-mm-Kanone L/42.

Der T-34/76 – Modell 1942

Deutsche Bezeichnung: T-34 / 76C

Ab 1942 gebautes Serienmodell mit erhöhtem Panzerschutz und vielen vereinfachten Komponenten. Es hatte neue breitere Ketten, eine neue Fahrerluke und eine runde Getriebe Zugangs Abdeckung im Heck. Einige hatten Scheinwerfer auf die linke Seite des Rumpfes. Die meisten waren mit gegossenen Zwei-Mann-Türmen ausgestattet, obwohl einige geschweißte übrig blieben. Große Kommandanten Luke.

Der T-34/76 – Modell 1943

Deutsche Bezeichnung T-34 / 76D, E und F

Von Mai 1942 bis 1944 mit einem gegossenen oder gepressten sechseckigen Turm gebaut. Es wurde von den Deutschen wegen seines Aussehens mit geöffneten doppelten runden Turmdachluken “Mickey Mouse” genannt. Offizielle sowjetische militärische Bezeichnung war Modell 1942. Die Kommandantenluke wurde durch eine Kuppel ersetzt.

XENAs Objekt der Begierde: der T-34/76. Hier im Einsatz im Shturmigrader Stadtwald.

XENAs Objekt der Begierde: der T-34/76. Hier im Einsatz im Shturmigrader Stadtwald.

Was bedeutet dies nun Alles für uns Wargamer..?

Wenn man will…

Um den T-34 „historisch korrekt“ zu spielen, sollte er einen Malus auf den Trefferwurf erhalten, da der Kommandant die Arbeit des Richtschützen mit erledigen muss. Im Jahr 1941 sollten die Besatzungen bestenfalls Anfänger sein (gemäß PBI Terminologie „raw“) und für einen T-34 sollten mindestens 4 T-26 oder 2 T-28 aufgestellt werden müssen, 1942 ( 1xT-26/T-28 ) und 1943 Besatzung „average“ (PBI-Terminologie), ab 1944 in seltenen Fällen (Garde-Einheiten) „veteran“ (PBI-Terminologie).

Bei Sturmi haben die Besatzungen oft "veteran" Qualität.

Bei Sturmi haben die Besatzungen oft „veteran“ Qualität.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

2 Kommentare

  1. Eines sollte man nicht vergessen, was hatten die Deutschen 1941?
    Da war er wohl der beste Panzer und nicht im gesamten Krieg.

    • Pz I bis Pz. IV, Pz.35 und 38 (t)..um so mehr sind deren Erfolge zu „preisen“ ! Und was hatten die Russen…? BT-5, BT-7, T-28, T-35 und vor allem.., T-26.
      Vielleicht nicht gelesen..? 1941 war der T-34 soo selten auf dem Schlachtfeld (ca.400 gegen ca 12.000 T-26…), dass er keinesfalls den Status als „Bester“ sondern bestenfalls als „Exote“ verdient hat. (Von der Vielzahl an „Krankheiten (s.o.) gar nicht zu sprechen.) Und ein „guter“ Panzer (ohne Funkgerät), welcher schlecht geführt ist, wird zu einem schlechten Panzer..! (Vielleicht solltest Du die ganzen Nachteile die er hatte, nochmals durchlesen…)
      Die rote Armee hat nicht durch überlegene Führung und Materialqualität, oder gar den T-34 Berlin erreicht.., sondern schlicht und einfach durch die drückend überlegene Masse – sei es bei Panzern oder Soldaten- welche sie aufbieten konnte. Und ab einem bestimmten Ratio, lässt sich Masse durch Qualität nicht mehr aufwiegen..
      Dass ist dann einfache Mathematik…

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