Penrhyn Quarry & Talyllyn Railway: die Domäne von Wulf

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Auf Burg Hohensolms hatte ich Einblick in eine ganze Reihe unterschiedlichster Arbeiten. Einige davon wurden mehrere Schritte vorangetrieben, manche fertiggestellt. Jetzt interessierte es mich, was in der Zwischenzeit aus den Projekten wurde. Bei Wulf hatten mich vor allem seine Modelle einer britischen Eisenbahn begeistert. Und als wir uns darüber unterhielten, kam eine ganz interessante Geschichte zu Tage.

Die Penrhyn Quarry in Nordwales

Wulfs Geschichte beginnt im Penrhyn-Steinbruch, dem sogenannten Penrhyn Slate Quarry. Dies ist ein großer Steinbruch nahe Bethesda in Nordwales. Mit einem kleinen Superlativ kann der Steinbruch auch aufwarten: es ist die größte Abbaustätte der Welt für Schiefer.

Die Blütezeit der Schieferindustrie in dieser Region ist längst vorüber, doch Wulf hat aus dieser Zeit die Heimat seiner Eisenbahnmodelle hergeholt. Die offenen Waggons stellen die Arbeiterwaggons dar, mit denen die Schieferarbeiter im 19. Jahrhundert in die Steinbrüche gefahren wurden. Auf dieser Schmalspurbahn wurde übrigens auch das fertige Produkt – Schieferschindeln – zur Küstenstadt Port Penrhyn transportiert, von wo aus die Verschiffung erfolgte. Nebenbei gilt die dortige Eisenbahn als eine der ältesten der Welt.

Die Modelle der offenen Waggons sind von GEM, einem walisischen Hersteller von Modellbahnen. Neugierig – wie ich manchmal bin – habe ich einen Shop gesucht und nach langer Suche tatsächlich einen gefunden. Es scheint ein Geheimtipp unter Insidern zu sein.

Die Talyllyn Railway

Dennoch: die Qualität und Originaltreue müssen sehr gut sein, denn an anderer Stelle werden unter anderem Modelle von GEM dazu benutzt, den Fahrzeugpark einer lokalen Eisenbahngesellschaft im Modell darzustellen. Auch bei der Talyllyn Railway baut man gerne um.

Nach Schließung der Minen im Penrhyn-Steinbruch in den 1940ern wurden Wulfs Waggons billig an die gerade gegründete Talyllyn Railway verkauft. Diese war die erste Museumsbahn der Welt und sie ist auch noch heute in Betrieb. Dort wurden die Waggons bunt lackiert und in die Sommerzüge eingestellt.

Ein Personenzug der Talyllyn Railway auf seinem Weg durch Wales. (#1)

Ein Personenzug der Talyllyn Railway auf seinem Weg durch Wales. (#1)

Noch ne Ladung Geschichte?

Mit den Steinbrüchen hat Wulf zugleich eine heilige Stätte der britischen Arbeiterbewegung ins Hobby geholt. In eben diesen Steinbrüchen fanden zwei bemerkenswerte Streiks der arbeiter statt. Anlass waren nicht die schlechte Polsterung der Waggins, sondern die Entlohnung und vor allem die Arbeitsbedingungen. Der erste Streik fand im Jahr 1886 statt. Er dauerte elf Monate. Der zweite Streik begann vier Jahre später am 22.11.1900 und währte drei Jahre. Der Steinbruch ist noch in Betrieb und wurde zuletzt im Jahr 2007 für 31 Millionen Pfund an die Welsh Slate Limited verkauft.

Wulfs Arbeiten: die Waggons

Aktuell werden die Waggons für das 21. Jahrhundert restauriert. Die Farbgebung der Waggons orientiert sich dabei an den „The Railway Series“ von Reverend Wilbert Vere Awdry, einem Pfarrer und enthusiastischen Eisenbahnfan. Auf diesen Werken basiert im Übrigen auch die Fernsehserie Thomas, die kleine Lokomotive sowie das Musical Starlight Express von Andrew Lloyd Webber. Wulf arbeitet mit Vallejo Model Air Farben, das sind Acrylfarben auf Wasserbasis.

Der kleine Zug der Talyllyn Railway mit den Waggons des ehemaligen Penrhyn Quarry.

Der kleine Zug der Talyllyn Railway mit den Waggons des ehemaligen Penrhyn Quarry.

Ruston and Hornsby Diesel No.5 „Rusty“, die Lokomotive

Die Lokomotive – der Ruston and Hornsby Diesel No.5 „Rusty“ – basiert auf der Lokomotive „Midlander“ der Talyllyn Railway. Bei dem Modell handelt es sich um ein 3D-Druck-Modell der Firma Shapeways. Hier der Link in den Shop. Der Download der Datei für den 3D-Druck ist bei 2A Rail UK erhältlich. Die Lok wird derzeit noch schwarz lackiert und mit einer Tomix Einheit motorisiert.

Das Diorama

Wulfs Diorama stellt den Haltepunkt „Rheneas“ dar. Die dargestellte Zeit spielt etwa in den 1960er Jahren. Das Gebäude besteht wie die Grundplatte aus Styrodur und wurde entsprechend graviert und farblich behandelt. Die Dachschindeln sind aus bemalter Raupappe und wurden individuell geschnitten und verklebt.

Wulfs Diorama mit dem Haltepunkt "Rheneas".

Wulfs Diorama mit dem Haltepunkt „Rheneas“.

Der Waldboden besteht aus getrockneten Teeblättern und Kaffeepulver. Das Ganze ist voll funktionsfähig und soll in naher Zukunft in eine Modulanlage integriert werden. Das Diorama passt exakt in eine IKEA Box.

Im Vereinigten Königreich sind solche „Boxfile Layouts“ sehr beliebt, weil sie staubfrei und platzsparend lagerbar und nahezu endlos flexibel zu einer grossen Anlage aufbaubar sind. Es kann aber auch wie auf den Fotos zu Austellungszwecken für gescrachte und gebaute 1/76 Fahrzeugmodellen dienen.


Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild M Rose, #1 PHB.cz (Richard Semik), alle anderen: Wulf

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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