Junkers Ju 88 als Zerstörer und Bomber: Das Standard-Kampfflugzeug der Luftwaffe

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Heute zeige ich euch zwei Modelle: Einen Junkers Ju 88 S-3-Schnellbomber aus den letzten Monaten des 2. Weltkrieges, und einen schweren Jäger vom Typ Ju 88 C-6, der 1943 im Mittelmeerraum eingesetzt war.

Die Ju 88 im Dienst der deutschen Luftwaffe

Die Junkers Ju 88 war das mittlere Standard-Kampfflugzeug der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg. Konzipiert als Schnellbomber, wurde es in mehr Versionen gebaut als viele andere Typen. Die ersten Bomberversionen konnten ihre Ziel auch im Sturzflug treffen. Allerdings wurde noch während der Entwicklung aus dem Schnellbomber ein konventioneller mittlerer Bomber und Aufklärer. Die schweren Jäger oder Zerstörer der C-Serien wurden zunächst nur in geringer Zahl gebaut, wurden dann aber zu einem der wichtigsten Flugzeuge der Nachtjagd. Die C-Versionen bildeten die Grundlage für die Ju 88 R und Ju 88 G mit stärkeren Motoren und leistungsfähigeren Radargeräten.

Die Bomber der A-Versionen und die aus ihnen abgeleiteten Aufklärer der D-Serien waren in der zweiten Kriegshälfte ihren Gegnern eigentlich nicht mehr gewachsen. Junkers brauchte allerdings recht lange, um mit der Ju 188 einen Nachfolger zu entwickeln, der den in ständigem Fluss befindlichen Vorstellungen der Luftwaffe entsprach. Deswegen kam die Ju 188 zu spät, um eine nachhaltige Wirkung auf den Gang des Luftkrieges zu haben. Außerdem war sie ein klassischer mittlerer Bomber und Aufklärer.

Die Ju 88-Schnellbomber der letzten Kriegsphase

Die Luftwaffe war aber auch auf der Suche nach einem schnellen Kampfflugzeug, dass alliierten Jägern einigermaßen sicher davon fliegen konnte. So kam Junkers in der letzten Kriegsphase auf das Schnellbomber-Konzept aus den 1930er Jahren zurück. Die Bomber der S-Reihen und die Aufklärer der T-Serien waren aerodynamisch hochwertige Flugzeuge mit leistungsstarken Motoren und nur minimaler Abwehrbewaffnung. Die kleine Wanne unter dem Bug für einen Bordschützen fiel weg. Außerdem verzichteten die Junkers-Entwickler auch auf die Sturzflugbremsen. Die S-1 und die T-1 flogen mit BMW 801 Motoren, die S-3 und die T-3 mit dem Junkers Jumo 213. Die S-2 mit einer großen Bodenwanne für den vergrößerten Bombenschacht blieb ein Einzelstück, während die anderen Versionen ab 1944 bis Kriegsende gebaut wurden. Allerdings blieb ihre Anzahl unbedeutend. Es wurde auch kein Einsatzverband mehr komplett mit S- oder T-Maschinen ausgerüstet. Stattdessen wurden sie je nach Verfügbarkeit an Verbände ausgegeben, die bereits die Ju 88 oder Ju 188 flogen. Eigentlich sollten sie durch den Düsenbomber Arado Ar 234 abgelöst werden, aber dazu kam es nicht mehr.

Der lange Weg ist das Ziel: Die Ju 88 S-3 vom AMtech

Meine Ju 88 S-3 ist selbstverständlich ein Modell im einzig wahren Maßstab 1/72. In den 1990ern brachte AMtech Bausätze der S-1 und der S-3 heraus. Damals waren das die ersten Bausätze dieser Versionen. Ich erwischte durch puren Zufall die letzten Bausätze, die ein bekannter Großversender aus Holland im Angebot hatte. Aber bei der Ju 88 S-3 hatte ich mit Zitronen gehandelt. Im Karton lagen Spritzlinge und Abziehbilder für die mit BMW 801 ausgerüstete S-1, also AMtech 729201, nicht aber für die S-3 oder AMtech 72903.

Nun musste ich improvisieren. Zum Glück fand ich einen reichhaltigen Abziehbilderbogen 72D030 der Firma AIMS, der auch Markierungen für eine Ju 88 S-3 des Kampfgeschwaders 66 enthielt, die im Frühjahr 1945 von Frankfurt/Main aus eingesetzt gewesen war. Dokumentiert ist das Flugzeug durch Fotos, die alliierte Soldaten nach der Kapitulation machten. Diese Flugzeuge flogen ihre Einsätze in der Dämmerung und verfügten deswegen über eigenwillige Tarnanstriche.

Nachdem die Markierungen kein Problem mehr waren, suchte ich nun nach passenden Jumo 213-Gondeln und den entsprechenden Propellern. Die entsprechenden Teile aus dem Hasegawa-Bausatz einer Junkers Ju 188 erwiesen sich als zu groß â€“ Hasegawa hat die Gondeln nämlich in der korrekten Größe nachgebildet, AMtechs sind zu klein. Aber im Italeri-Bausatz der Ju 188 wurde ich fündig. Deren Jumo 213-Motoren passten wunderbar, aber dafür waren die Propeller falsch. Hier half mir der Zubehörmarkt. Ich verwendete zwei Propeller aus dem Quickboost-Sortiment, die eigentlich für den Ju 88 G-6-Nachtjäger gedacht sind, ebenso zwei Sätze Flammenvernichter vom gleichen Hersteller.

Aber der Zusammenbau war das kleinere Problem. Die wirkliche Herausforderung war der Tarnanstrich. Die Maschine war über alles in Lichtblau RLM 76 getarnt. Auf den Unterseiten lag ein grünes Mäandermuster in RLM 82 Grün, das auch sich auch auf die Flanken des Rumpfes und das Seitenleitwerk erstreckte. Die Oberseiten der Tragflächen, des Rumpfes und der Höhenleitwerke trugen einen mittelgrauen Anstrich in RLM 77 mit hellblauen, einigermaßen regelmäßigen Flecken in RLM 76.

: Diese Junkers Ju 88 S-3 gehörte zu 1. Staffel des KG 66 und flog in der letzten Kriegsphase von Frankfurt/Main aus Einsätze gegen die vorrückenden Westalliierten. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

: Diese Junkers Ju 88 S-3 gehörte zu 1. Staffel des KG 66 und flog in der letzten Kriegsphase von Frankfurt/Main aus Einsätze gegen die vorrückenden Westalliierten. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Der Tarnanstrich war speziell für Operationen in der Dämmerung und in größeren Höhen gedacht. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Der Tarnanstrich war speziell für Operationen in der Dämmerung und in größeren Höhen gedacht. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Mühseliges Unterfangen: Die hellen Flecken mussten vor dem Spritzen mit Patafix abgeklebt werden. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Mühseliges Unterfangen: Die hellen Flecken mussten vor dem Spritzen mit Patafix abgeklebt werden. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Die Junkers Ju 88 S-3 war ein Rückgriff auf die ursprüngliche Schnellbomber-Konzeption, mit der in den 1930er Jahren die Entwicklung des Flugzeugs begonnen hatte. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Die Junkers Ju 88 S-3 war ein Rückgriff auf die ursprüngliche Schnellbomber-Konzeption, mit der in den 1930er Jahren die Entwicklung des Flugzeugs begonnen hatte. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Schnellbomber ohne Fortüne: Die Ju 88 S-3 konnte zwar alliierten Jägern davon fliegen, kam aber zu spät und in zu kleiner Zahl zum Einsatz. Zudem fehlten Treibstoff und erfahrene Besatzungen. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Schnellbomber ohne Fortüne: Die Ju 88 S-3 konnte zwar alliierten Jägern davon fliegen, kam aber zu spät und in zu kleiner Zahl zum Einsatz. Zudem fehlten Treibstoff und erfahrene Besatzungen. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Noch ein Geduldsspiel: Die Unterseiten spritze ich erst grün, dann maskierte ich mit Patafix-Schlangen, darüber spritzte ich Lichtblau.  (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Noch ein Geduldsspiel: Die Unterseiten spritze ich erst grün, dann maskierte ich mit Patafix-Schlangen, darüber spritzte ich Lichtblau. (Modell: die Ju 88 S-3 vom AMtech 72903)

Der eigenwillige Tarnanstrich einer Ju 88 S-3

Am schwierigsten erwies sich das grüne Mäandermuster. Ich versuchte, es mit meiner Airbrush darzustellen, aber meine Linien waren nicht fein genug. Also musste eine andere Lösung her, zumal es in dem Maßstab nicht unbedingt auf leicht verlaufende Konturen ankommt. Das Original war zwar ohne Schablonen getarnt worden, aber der Sprühverlauf der einzelnen Farbflächen ist in 1/72 eigentlich nicht mehr darstellbar. Also ging ich anders vor.

Zunächst spritzte ich alle Flächen, auf denen das Mäandermuster angebracht werden sollte, in Xtracolor X225 RLM 82 Hellgrün. Dann rollte ich mir dünne Würste aus Patafix, die ich in Mäandern auf die grüne Fläche klebte. Dann spritzte ich das ganze Flugzeug in Xtracolor X208 RLM 76 Lichtblau. Als nächste klebte ich kleine Patafix-Batze auf die Oberseiten von Rumpf, Tragflächen, Motorgondeln und Höhenleitwerken. Diese Flächen spritzte ich nun in RLM 77 Grau, wofür ich Humbrol H165 verwendete. Nachdem die Farbe trocken war, zog ich alles wieder herunter – fertig. Als Bewaffnung nahm ich zwei 500 kg-Bomben aus der Ersatzteilkiste. Der Bausatz bietet einem sogar 1800 kg-Bomben an, aber ich tue mich schwer damit, zu glauben, eine Ju 88 käme mit ihnen in die Luft. Außerdem verderben sie den Gesamteindruck des Modells.

Mit dem fertigen Modell erregte ich auf einem Treffen meines Modellbau-Stammtischs einiges Aufsehen. Einer der anwesenden Grömaze (Grömaz – Größter Modellbauer Aller Zeiten; der Titel wird sich in der Regel selbst verliehen und durch Kopfschütteln der Umstehenden bestätigt) ließ es sich nicht nehmen, mir zu erklären, wie ich das Modell weiter verbessern konnte. Ich müsste nur noch leicht aufgehellte Farbe in die Mitte der einzelnen Paneele spritzen. So kämen die Oberflächendetails besser heraus. Nee, is klar. Er hat seine Ju 88 S-3 bis heute nicht vorgestellt.

Entspannungsmodell – Die Junkers Ju 88 C-6 von Italeri

Dafür blieb meine Ju 88 C-6 völlig unauffällig. Ich habe hier einfach das Italeri-Modell Nr. 022 aus der Schachtel gebaut und auch die dem Bausatz beigelegten Markierungen genutzt. Dargestellt ist eine Junkers Ju 88 C-6 der 11. Staffel des Zerstörergeschwaders 26, eingesetzt 1943 im Mittelmeerraum. Diese schweren Jäger flogen Begleitschutz für Konvois, sicherten Ju 86-Höhenaufklärer, die sich unendlich gemächlich auf ihre Einsatzhöhe von 8 – 10 000 Metern schrauben mussten, oder operierten gegen alliierte Bomber.

Dieses Mal verlief der Bau ohne Probleme. Getarnt ist die Maschine im üblichen Bomberanstrich in RLM 70 Schwarzgrün Xtracolor X204 und RLM 71 Dunkelgrün Xtracolor X205 auf den Oberseiten und RLM 65 Hellblau Xtracolor X202 auf den Unterseiten. Mit Blick auf die Langstreckeneinsätze über See, die das Original wohl geflogen hatte, stattete ich mein Modell mit zwei 900-Liter-Zusatztanks aus. Fertig.

Fazit: Beide Modelle lassen sich ohne Probleme bauen, haben aber in Sachen Originaltreue Defizite. Bei beiden sind die Motorgondeln etwas klein geraten. Qualitativ bessere Bausätze hat nur Hasegawa im Angebot. Allerdings sind weder die S-3 noch die C-6 von Hasegawa zur Zeit im Handel.

Das Modell stellt eine Junkers Ju 88 C-6 des Zerstörergeschwaders 26 dar.  (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Das Modell stellt eine Junkers Ju 88 C-6 des Zerstörergeschwaders 26 dar. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Das Ju 88-Modell trägt die normale Bombertarnung in Dunkelgrün und Schwarzgrün sowie leichte Verschmutzungsspuren. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Das Ju 88-Modell trägt die normale Bombertarnung in Dunkelgrün und Schwarzgrün sowie leichte Verschmutzungsspuren. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Die Junkers Ju 88 C-6 blieb bis Kriegsende im Einsatz, allerdings meist als Nachtjäger mit Funkmeßgeräten im Bug. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Die Junkers Ju 88 C-6 blieb bis Kriegsende im Einsatz, allerdings meist als Nachtjäger mit Funkmeßgeräten im Bug. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Der Tagjäger Ju 88 C-6 unterschied sich nur durch die Bewaffnung von der Bomberversion Ju 88 A-4. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Der Tagjäger Ju 88 C-6 unterschied sich nur durch die Bewaffnung von der Bomberversion Ju 88 A-4. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Die Ju 88 C-6-Tagjäger dienten als schwere Begleitjäger, sicherten Konvois sowie die Marschrouten der U-Boote durch die Biskaya in den Atlantik, und flogen Erdkampfeinsätze an der Ostfront. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Die Ju 88 C-6-Tagjäger dienten als schwere Begleitjäger, sicherten Konvois sowie die Marschrouten der U-Boote durch die Biskaya in den Atlantik, und flogen Erdkampfeinsätze an der Ostfront. (Modell: Ju 88 C-6 von Italeri 022)

Bausatzhistorie Junkers Ju 88


Bildnachweis: © Junkers Ju 88 S-3 von AMtech und Titelbild: alle Friedrich List, Junkers Ju 88 C-6 von Italeri: alle Fotos Jürgen Petersen

Über den Autor

Mein Beruf ist das Schreiben; ich arbeite als freier Journalist, Texter und Buchautor. Das reicht für Leben und Modellbau, also auch für das eigentliche Leben. Beruflich wie als Modellbauer interessiert mich die Luftfahrt, speziell die der großen Luftfahrtländer. Ich baue auch gerne mal etwas, das aus dem Rahmen fällt. Hauptantriebskräfte: Neugier, Kaffee und ein guter Witz.

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