Kanonen

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Die Kanonen von Navarone sind einem Wargamer sicher geläufig. Die Kanonen, für die wir uns heute interessieren, sind allerdings eher Schiffsgeschütze „and the like“. Uns stellt sich die Frage, wie man die Wummen in unser Spiel integriert.

Kanonen

Die Kanonen der USS Nevada (BB-36) beschießen bei der Landung Ziele an Land. (#1)

Die Kanonen der USS Nevada (BB-36) beschießen bei der Landung Ziele an Land. (#1)

Bei der Operation Overlord kam es zum zahlenmäßig gewaltigen Einsatz von Schiffen seitens der Alliierten. Die nahezu unvorstellbaren Zahlen sprechen für sich.
Die Alliierten setzten am D-Day 7 Schlachtschiffe, 23 Kreuzer, 105 Zerstörer, 1073 kleinere Kriegsschiffe und 4126 Landungsboote ein. Das sind knapp 4.500 Seefahrzeuge.

Das amerikanische Schlachtschiff USS Nevada beispielsweise beschoss mit seinen 10 x 14-Zoll-Kanonen beispielsweise deutsche Küstenstellungen, um die Landungen der US-Truppen am Utah Beach zu sichern. Dennoch hat gerade die „Kanone“ noch keinen wirklichen EInzug in unser Spiel gehalten. Ganz im Gegenteil.

Die Kanonen von Saint-Aubin-Sur-Mer

Bei allen bisherigen Spielen rund um Saint-Aubin-Sur-Mer mühte sich der alliierte Spieler am Strand ab, um in die Stadt zu gelangen. Die eigentlich vor der Küste vorhandene Artillerieunterstützung mit großkalibrigen Kanonen und Schiffsgeschützen unterblieb – mangels Option im Regelwerk Behind Omaha.

Der Regelbau 272 der Marine-Küstenbatterie.

Der Regelbau 272 der Marine-Küstenbatterie.

Im Gegenzug war unser Regelbau im Hinterland von Saint-Aubin-Sur-Mer immer recht aktiv und schickte ein paar Koffer an den Strand. Das ist natürlich ein extremes Ungleichgewicht und Abweichen von der historischen Situation, auch wenn es im Spiel interessant war, diese Option einzusetzen.

Den Regelbau muss man natürlich nicht in jedem Spiel aktivieren. Andererseits stellt sich die Frage, wie man dem alliierten Spieler den Einsatz der Schiffsartillerie ermöglichen kann.

Kanonen für den Spieler

Die 14-Zoll-Kanonen der USS Nevada sind schon eine Hausnummer. Im Spiel muss natürlich deren Stärke berücksichtigt werden. Das betrifft den Beschuss von Truppen in freiem Feld, aber auch der Beschuss von Bunkeranlagen und die Wirkung auf Gebäude.

Kanonen mit Stärke „5“

Ich denke, es ist klar, dass ein Treffer aus Kanonen des Kalibers 35,56cm eine recht betörende Wirkung auf Gebäude haben werden. Das lässt sich mit den bisherigen Waffenstärken des Spielsystems Behind Omaha nicht wirklich abbilden. Der Doncolor hat seine Formelwerke in Excel angeworfen und hin- und hergerechnet. Schließlich ist er bei einer Waffenstärke von „5“ gelandet. Somit ist der Schadenswurf mit vier Würfeln auszuführen. Vier Würfel geben einem Gebäude, das nen Treffer einstecken muss, bis zu 24 Schadenspunkte… Auch ein Geschütz-Bunker mit seinen vielen Strukturpunkten kann da mit einem Mal weggeblasen werden.

Die Q-Schablone: Treffen oder nicht treffen

Für Kanonen des Kalibers von Schiffsgeschützen hat Doncolor die "Q-Schablone" entwickelt.

Für Kanonen des Kalibers von Schiffsgeschützen hat Doncolor die „Q-Schablone“ entwickelt.

Was passiert, wenn eine 14-Zoll-Kanone ihr Ei auf einem Tiger ablädt, muss man wohl nicht erwürfeln. Die Frage ist vor allem auch, in welchem Umkreis und in welcher Stärke um die Einschlagsstelle liegende Einheiten betroffen sein sollen. Hier gilt es, nicht alleine die Wirkung aus dem realen Vorbild 1:1 umzurechnen. Vielmehr ist hier eine verkürzte Umrechnung anzustreben, welche einerseits eine starke Spieloption für den Spieler der alliierten Seite bereitstellt, andererseits aber nicht das gesamte Spiel dominiert.

Doncolor hat eine sogenannte Q-Schablone für Stärke-„5“-Waffen entwickelt. Den optimalen Durchmesser hat er mit 20cm ermittelt. Dies ergibt eine Wirkung im Umkreis von 10cm um die Einschlagsstelle herum. Das ist genug, um eine gewisse Flächenwirkung zu erzielen. Das ist jedoch auch noch hinreichend eingeschränkt, um auf einer Spielfeldbreite von 90cm bis 120cm nicht mit wenigen Treffern die Armee des deutschen Spielers völlig einzuäschern.

Wir kommen ja auch noch mal zur Frage eines Feuerschlags der Kanonen Schlachtschiff-Geschützturms. Dort wird die Bedeutung der Schablonengröße nochmals deutlicher.

Das Zentrum der Q-Schablone, in welchem die Stärke von „5“ für den Schadenswurf Anwendung findet, hat einen Durchmesser von 5cm. In der Randzone kommt ein Stärke „1“ Treffer zur Anwendung, bei Fahrzeugen „seitlich“.

Die Abweichung: wie genau schießen die amerikanischen Kanonen?

Die Abweichung wird generell mit drei W6-Würfeln erwürfelt. Die Abweichung der Kanonen kann in keiner Weise verringert werden. Wir gehen hier davon aus, dass das Feuer der Schiffskanonen generell von Artilleriebeobachtungsflugzeugen oder den Truppen vor Ort geleitet wird.

Ein Feuerschlag der USS Nevada

Die USS Iowa (BB-61) feuert. (#2)

Die USS Iowa (BB-61) feuert. (#2)

Feuert ein Geschützturm eines Schlachtschiffs, kommen natürlich mehrere der großen Kanonen zum Einsatz. Somit fliegen auch mehrere Koffer an Land, was sich auch niederschlagen muss. Für den Feuerschlag aus den zwei oder drei Kanonen der USS Nevada haben wir folgende Regel aufgestellt.

Wurde die Abweichung wie oben beschrieben ermittelt, wird für einen Feuerschlag aus einem Geschützturm mit zwei Geschützen erneut mit drei W6 gewürfelt und eine „6“ addiert.

Größere Mengen an Würfeln... Und ausreichend 4en, 5en, 6en dabei...

Größere Mengen an Würfeln… Und ausreichend 4en, 5en, 6en dabei…

Die so ermittelte Zahl an Zentimetern wird als Entfernung vom bisher ermittelten Einschlagspunkt abgetragen. Der Abtrag erfolgt von „Seeseite“ aus gesehen nach rechts, parallel zum See-Plattenrand. Diese zweite Einschlagsstelle wird ebenfalls mit der Schablone zwecks Schadensermittlung abgehandelt.

Bei einem Feuerschlag mit einem Geschützturm mit drei Kanonen wird zusätzlich das gleiche Prozedere in Richtung von „Seeseite“ aus gesehen nach links absolviert.

Bei einem Feuerschlag mit einem Geschützturm mit vier Kanonen kommt das Prozedere für die dritte Kanone nochmals zur Anwendung, um den Einschlag der vierten Murmel zu ermitteln.

Wie weit schießen die Kanonen der USS Nevada?

Funk und Sicht: Voraussetzungen für den Einsatz der Kanonen.

Funk und Sicht: Voraussetzungen für den Einsatz der Kanonen.

Wir haben wie für extern eingesetzte Artillerie keine Begrenzung vorgesehen. Somit könnte die Schiffsartillerie theoretisch jeden Punkt des Spielfelds beharken.

Natürlich müssen die Ziele nach wie vor nach den geltenden Regeln ausgewählt werden. Dies bedeutet, dass nur bei einer bestehenden Sichtlinie und vorhandener Funkverbindung der Beschuss stattfinden kann.

Die Kanonen anfordern

Der Funker.

Der Funker.

Die Salven der Kanonen auf dem Meer sind einfacher anzufordern, jedoch limitiert. Je nach Szenario kann der alliierte Spieler eine vorher vereinbarte Zahl an Salven aus den Kanonen der Schiffe anfordern.

Hier ist für ein Szenario auch festzulegen, ob ein oder mehrere Geschütztürme feuern dürfen und auch, wieviele Kanonen pro Geschützturm zum Einsatz kommen werden.

Karte und Stadtplan des bespielbaren Dioramas Saint-Aubin-Sur-Mer.

Karte und Stadtplan des bespielbaren Dioramas Saint-Aubin-Sur-Mer.

Darüber hinaus haben wir schon angedacht, dass man vor Spielbeginn ortsfeste Punkte wie einen deutschen Geschützbunker oder eine markante Straßenkreuzung als „bekannte und auf alliierten Karten eingetragene“ Ziele festlegen kann. Diese sind zahlenmäßig zu begrenzen und durch Marker auf dem Spielfeld zu kennzeichnen. Ein solches vordefiniertes Ziel kann von den Kanonen der Schiffe jederzeit zum Ziel genommen werden.

Punktekosten der Kanonen

Bei der Aufstellung der Armeen werden die Geschütztürme mit ihren Kanonen in die Berechnung einfließen. Möchte der Spieler der alliierten Seite Salven der Schiffsartillerie einsetzen, so kostet eine Salve von einem Geschützturm mit zwei Kanonen 250 Punkte, bei einem solchen mit drei Kanonen dann 375 Punkte und wenn vier Kanonen zum Einsatz kommen, sind es 500 Punkte pro Feuerschlag.

Eure Meinung?

Wie seht ihr denn die Sache mit den Kanonen auf See? Wir freuen uns auf eure Kommentare und Mails.

Best

Sturmi


Bildnachweis: © #1 + #2 gemeinfrei via Wikimedia, alle anderen schwarzer.de

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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