Panzermuseum Munster: Marlenes Genesung

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Das Panzermuseum Munster steht ja schon länger auf der Wunschliste von Plasti und Sturmi. Doch die Entfernung zum Rhein-Main-Gebiet ist schon enorm. Wer es da leichter hat, das ist FrankM und der war bereits mehrmals dort. Damit unsere Entzugserscheinungen ein wenig abgemildert werden, hat er uns freundlicherweise mehrere Foto-Serien zur Verfügung gestellt. Wir wollen sie mit euch teilen. Bitte sehr…

Das Panzermuseum Munster

Heute habe ich im Panzermuseum mal reingeklickt. Da haben die Brüder einen Tiger-Panzer aus GfK (glasfaserverstärkter Kunststoff) gebaut. Metallprofilen aus Stahl und Aluminium, PVC und Kunststoff-Gießmasse hat man benutzt, das Prachtstück zu basteln. Maßstab 1:1 ist schon die Königsklasse, würde ich sagen. Besonders verrückt: Das „Modell“ wurde in Handarbeit aus über 9.000 Einzelteilen erstellt – und bringt mal grade 2,7 Tonnen auf die Waage. Das sind 5% des Originalgewichts von 57 Tonnen!

Den Plastiktiger hat uns der FrankM nicht mitgebracht, aber Fotos von einem anderen schönen Fahrzeug mit Geschichte.

Und nochmal von der Seite... Kein Panzer III Ausf. M, aber einige nette Geschwister...

Und nochmal von der Seite… Kein Panzer III Ausf. M, aber einige nette Geschwister… (#1)

Panzer III Ausf.M: „Marlene“

Der Panzer III Ausf. M im Panzermuseum Munster hat Geschichte und hört auf den schönen Namen „Marlene“. Die schwere Panzer-Abteilung 504 in Nordafrika war es, bei der „Marlene“ Dienst geschoben hat. Gar so lange lebt Marlene noch gar nicht in Deutschland. Erst 1985 setzte sich die Kameradschaft der Angehörigen des ehemaligen Deutschen Afrikakorps für eine Rückholung von Marlene nach Deutschland ein.

Bis dato fristete Marlene in Tunesien in Nähe des deutschen Militärfriedhofs Bordj Cedria ein eher tristes Leben. Der Panzer III stand damals als Monument zwischen den Gräbern des von der Wehrmacht angelegten deutschen Soldatenfriedhofs „La Monarghia“ und sah bei vielen Gedenkfeiern Kränze zu seinen Füßen.

Die tunesische Armee war damals Eigentümer und verfrachtete das Wrack in eine Kaserne der Armee in Enfida-Ville. Es bedurfte einiger diplomatischer Kunstgriffe, bis am 06.04.1986 ein Vertrag es ermöglichte, im Rahmen der Ausrüstungshilfe der tunesischen Armee in Tunis unter dem Punkt „Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Militärgeschichte“ die Rückgabe des Panzerkampfwagen III gegen eine Auswahl von Handwaffen und Uniformen des Ehemaligen Deutschen Afrikakorps in Gang zu setzen.

Einen Sponsor fanden die damaligen Aktiven im Readymix-Konzern, der die Rückführung unterstützte. „Marlene“ wurde im Juli 1986 vom tunesische Verteidigungsminister, S.E. Slaheddine Baly, an den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland S.E. Herr Bente feierlich übergeben. Im Gegenzug wurden Erinnerungsstücke an das Deutsche Afrikakorps übergeben.

Die schwerkranke Marlene

Marlene traf am 11.08.1986 per Schiff in Hamburg ein und wurde per Schwerlasttransporter ins Panzermuseum Munster überführt. Die Presse berichtete ausgiebigst darüber. Worüber man nicht berichtete, das waren die schweren Malaisen des Panzer III Ausf. M. Marlene wurde von seiner Besatzung beim Verlassen in Brand gesteckt. Dies hatte zur Folge, dass beispielsweise der Turm auf neun Uhr unlösbar arretiert war. Schon beim Abtransport musste das Geschützrohr mit dem Schweißbrenner abgetrennt werden, um überhaupt einen Transport auf der Straße zu ermöglichen.

Doch die Schäden gehen noch weiter. Das Feuer hatte viele Schäden verursacht. Triebwerk und Drehstäbe waren zerstört, es fehlten Laufrollen, Stützrollen und vor allem die Ketten. Der gesamte Motor war an seiner Unterseite verschmolzen, die meisten Drehstablagerungen waren durch die große Hitze verschweißt.

Ersatzteile für Marlene: ein Panzer III wird restauriert

Woher bekommt man Ersatzteile für einne Panzer III? Helfer besuchten einen in Fachkreisen bekannten Schrottplatz bei Trun/Falaise in der Normandie, um dort Ersatzteile zu bergen.
Ohne in der Lage zu sein, die fehlenden oder zerstörten Bauteile beizustellen, mochte die Schule die Restaurierung niemanden antragen.

Deren Beschaffung hatte daher absolute Priorität. Es begann eine intensive Suche. August 1986 reisten zwei ehemalige Angehörige der Kampftruppenschule 2 und zugleich Veteranen der ehemaligen Wehrmacht, Herr Hauptmann a.D. Martin Lange und Herr Christel Schwarzmann, auf einen in Fachkreisen bekannten Schrottplatz bei Trun/Falaise in der Normandie, um dort Ersatzteile zu bergen. Für 5 Franc pro Kilo wurden dort Ersatzteile eingekauft. Man mag schnell erahnen, dass dort einige Sümmchen zusammenkamen. Laufrollen, Stützrollen und ein Teil der Ketten konnten so beschafft werden.

Marlene war am 3. Dezember des gleichen Jahres zur Kur in die Klinik des Heeresinstandsetzungswerk 850 im hessischen Darmstadt eingewiesen worden. Die Logistik der Bundeswehr ermöglichte das Verbringen der Prothesen in die Kurklinik. Allerdings hätte dort die Behandlung von Marlene erst in einigen Jahren erfolgen können. Daher wurde Marlene nochmals umgebettet, nämlich in die Kurklinik des Heeresinstandsetzungswerk 860 in St. Wendel an der Saar. Dort hatte man schon einmal mit der Restaurierung eines Panzer Ia gute Erfahrungen gemacht.

Die ambitionierten Pläne sahen auch den Einbau eines Original Maybach-Motor HL 120 TRM vor. Im März 1989 gab ein Privatsammler und Freund der deutschen Militärgeschichte aus Meinerzhagen einen Original-Austauschmotor aus seiner Sammlung für das Projekt ab. Der Maybach-Motor HL 120 TRM stammte übrigens aus Norwegen, wo er erst zehn Jahre zuvor den Weg nach Deutschland gefunden hatte.

Die Operation

Marlenes Wanne war kräftig verzogen. Sie wurde gerichtet. Die Drehstäbe wurden durch solche vom M-48 ersetzt. Das finnische Panzermuseum in Parolannummi stellte die noch fehlenden Kettenglieder im Tausch bereit. Man sieht, Marlenes Kur war ein Kraftakt, der nur durch die Zusammenarbeit paneuropäischer Enthusiasten bewerkstelligt werden konnte. Man schreibt übrigens gerade den August 1990.

Laufrollen wurden neu gelagert und gummiert – finanziert von der Stadt Munster. Am 27.09.1990 wurde Marlene fahrbereit und feierlichst an den Kommandeur der Kampftruppenschule 2 (Panzertruppenschule), Brigadegeneral Schultze-Rhonhof übergeben. 300 ehemalige Angehörige des Deutschen Afrikakorps waren dabei zugegen.

Die Fotos

Als ich Marlenes Geschichte der Genesung schrieb, wurde mir immer bewusster, dass ihr beim Lesen Fotos von der Restaurierung suchen würdet. FrankM hat uns Fotos von Munster mitgebracht, die ihr hier weiter unten ansehen könnt. Fotos von der noch waidwunden Marlene findet ihr auf rommelkiste.de.

Soviel für heute…

Stay tuned!

Sturmi

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) "Marlene" im Panzermuseum Munster.

PzKpfw III Ausf. M (Sd.Kfz. 141/1) „Marlene“ im Panzermuseum Munster.


Bildnachweis: © #1 schwarzer.de, alle anderen FrankM – mit freundlicher Genehmigung des Panzermuseums Munster.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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