„Post Captain“: Seeschlachten im 18. Jahrhundert – erste Eindrücke von Cpt. Armstrong

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Was macht man, wenn man über ein paar Gussrahmen Black Sails Schiffchen stolpert? Was ihr macht, werdet ihr wissen. Der Cpt. Armstrong jedenfalls begann, sich zu erinnern. Er erinnerte sich daran, dass er sowas ja „immer schon mal machen wollte“. Na, dann hat er eben zugeschlagen. Wer hätte das nicht…?

Flottengefechte mit Post Captain

Von „Post Captain“ war gar nicht gleich die Rede. Eigentlich hat Cpt. Armstrong erst mal für sich entschieden, dass er jetzt endlich mit Schiffen aus dem 18. Jahrhundert bätteln will. Okay, die Schiffe hat er schon besorgt. Aber dann ging er auf die Suche nach dem passenden Regelwerk. Und das ist mal gar net so einfach.

Am Anfang war das PDF. Genauer: die PDFs. Denn Ctp. Armstrong investierte viel Zeit in das Studium verschiedener Systeme. Zum Ziel führte ihn irgendwann eine Empfehlung, die er in einer englischsprachigen Gruppe bekam. Der Tipp lautete: „Post Captain“.

Was kann das „Post Captain“ Regelwerk?

„Post Captain“ kann auf jeden Fall mehreres. Man kann damit Einzelgefechte Schiff gegen Schiff spielen. Und wenn man sich ein wenig reingefuchst hat, dann kann man mit dem simulativen Spiel auch ganze Flottengefechte auf den Tisch legen.

Bier & Bretzel?

Wer ein B&B-Spiel sucht, der wird von „Post Captain“ enttäuscht sein. Man muss die Birne schon einschalten, wenn man sich die Regeln reinpfeift. Als Cpt. Armstrong mit den Basisregeln begann, führte das zum Studium der ersten 30 der 130 Seiten des Regel-PDFs. Dennoch ist es nichts hochwissenschaftliches, mehr eine lehrreiche und spannende Angelegenheit. So lernt man so ziemlich alle historischen Details zu Kanonentypen und Segelarten. Das lässt erwarten, dass das Spiel dann auch eine Brise Seeluft ins Zimmer zaubert – und das ist auch so.

Etwas Entwarnung kann man auch geben: gut die Hälfte des Textes ist erklärender Text. Somit bekommt man einen guten Einstieg mit viel Hintergrundinformationen, kann aber auch die Regeln intus bekommen, ohne sich permanent zu überfordern. Der Spielspaß bleibt also erhalten.

Seegefechte nach "Post Captain": die englische 5th Rate Fregatte "Endymion" (Foto: Cpt. Armstrong)

Seegefechte nach „Post Captain“: die englische 5th Rate Fregatte „Endymion“ (Foto: Cpt. Armstrong)

Wie isses denn so?

Cpt. Armstrong nutzte die Gelegenheit einer sturmfreien Bude für eine stürmischen Seeschlacht. Sein erstes Seegefecht nach „Post Captain“-Regeln absolvierte er solo und nahm sich dazu seine ersten beiden fertig gewordenen Schiffe.

Im Spiel geht es darum, seine Crews sinnvoll einzusetzen. Das Feuergefecht ist dabei recht simpel. Schießen geht „immer“, nur das Nachladen braucht Zeit: zwei bis vier Subturns nämlich. Eine Runde besitzt drei solcher Subturns, so dass das Nachladen schon recht viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Manche Fraktionen sind da flotter dabei und eine Crew kann in unterschiedlicher Verfassung sein. All das hat Einfluss darauf.

Das Spiel in der Runde ist vielfältig. „Crewverwaltung“ gehört dazu und fordert den ganzen Käptn. Kollisionen und Entern gehen auch. Aber das hat Cpt. Armstrong erstmal außen vorgelassen. Das manövrieren und Schießen reicht ja mal für’n Anfang.

Das Score Board der französischen 5th Rate Fregatte namens "Clorinde". (Foto: Cpt. Armstrong)

Das Score Board der französischen 5th Rate Fregatte namens „Clorinde“. (Foto: Cpt. Armstrong)

Endymion vs. Clorinde

Cpt. Armstrongs erste Schiffe waren eine englische 5th Rate Fregatte namens Endymion und eine einer französische 5th Rate mit dem Namen Clorinde. Verglichen mit Master&Commander sind die beiden etwas größer als die dortigen 6th Rate Fregatten.

Jedenfalls war die eine hinter der anderen her und es entsponn sich ein hitziges Gefecht. Kommentar von Cpt. Armstrong: während das Regelwerk ein kompliziertes Spiel erwarten ließ, waren Zugabfolge und das Manövrieren locker flockig.

So kam es dann, dass Clorinde aus zu großer Entfernung eine Salve auf die Endymion abfeuerte. Der Segen ging ins Meer, aber Cpt. Armstrong erkannte sofort, dass im Spiel auch das Schießen erfrischend einfach zu händeln ist.

Engländer und Franzosen lieen sich und so kam es dann auch rechtschnell zum ersten Schlagabtausch mit je einer gepfefferten Breitseite. Das Spiel ist nicht zu blutig. man muss schon gezielt und mehrfach treffen, um den Sieg herbeizuführen. Jedes Schiff kann jederzeit – vor und nach einer Bewegung – schießen. Das Gefecht wird meist bis zur Aufgabe der einen Seite geführt. Versenkt wird eher selten, ganz wie es auch in der damaligen Zeit Usus war.

Ärgerlich im Gefecht für die Clorinde: einmal ungünstig in den Wind manövriert und dabei der Endymion die Gelegenheit gegeben, ihre Carronaden (kleine Kanonen mit großem Kaliber: echte Wadenbeißer) abzufeuern. Das kostete sie den Heckmast…

Der eine Mast ist nicht der Untergang, doch er verhängt ein Sechstel der Kanonen, lässt das Schiff in Windrichtung driften und beschäftigt die Crew, die den Mast zwischen zwei Runden von der Takelage trennen muss. Die verhangenen Kanonen wurden ihr auch zum Verhängnis, weil die Endymion nun genau auf diese Seite manövrierte und ihre noch nicht ausgelösten Kanonen zu einer Breitseite bemühte. Die Clorinde ihrerseits war durch den mitgeschleppten Mast in ihrer Bewegung behindert.

Auf kürzeste Entfernung ging es dann Schlag auf Schlag. Die Franzosen hatten Würfelpech – die Briten das genaue Gegenteil. Die Regeln für Marines ermöglichen hier auch Volleys, aber das setzte Cpt. Armstrong hier noch nicht ein. Glück für die Clorinde: der Schaden verteilte sich übers Schiff, so dass die Lage noch nicht dramatisch wurde. Im Verlauf des Gefechtes führte jedoch das unverschämte Würfelglück der Briten dazu, dass der französische Kapitän seinen Säbel an die Briten übergeben musste.

Fazit von Cpt. Armstrong

Das Spiel macht Laune. Nicht unbedingt für die Franzosen, die reichlich und mit schlimmen Worten über die Würfel fluchen dürften. Er freut sich schon auf die Spiele mit mehreren Schiffen. Kleinere Briggs will er zur Unterstützung auffahren. Klar sind auch große Pötte angesagt. Lassen wir uns überraschen.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

9 Kommentare

  1. Hhmm…, naja.., ich bin auch schon immer ein Seekriegs-Fan gewesen.., aber wenn ich die Sheets sehe, fällt bei mir schon fast wieder der Vorhang..! Und ca 65 Seiten nur mit Regel…? Nee.., soviel Zeit bleibt mir auch nicht mehr..
    (…was…ich hab mir grad die „Bismarck“ gekauft…?? Psssstt….)

    • Und der Doncolor schippert grade mit Bismarck und Hood übern Tisch und kann schon fast die amerikanische Flotte in Pearl Harbour nachbilden. Und Halvarson hat auch eine Horde Segelschiffe unter Vertrag. Also gräme Dich nicht, Du bist in bester Gesellschaft!

  2. Mal wieder was von Broadside von Benjamin Schiffer gehört????????????
    Da ist das Regelwerk einfacher.
    Hab mal von David ein Demospiel gesehen, würde mir auch liegen……………

    • Hi Honischer,
      ich hab Huscho sein Broadside II abgekauft um mit den veröffentlichen Grundregeln mit Henry ab und an zu spielen. Hab auch aus MDF Bases die Marker geproxt um mit mehr Schiffen spielen zu können. Im Grundspiel ist halt zu wenig drin.
      Vom Schiffer hört und sieht man nix mehr, hab ihn mal unterstützen wollen, da sein Lieferant ausgefallen ist, aber bei einem möglichen Lieferanten hat er sich gar nicht gemeldet, der andere wartet noch (mind 2 Jahre) auf Vorlagen, die wohl beim alten, nicht liefernden Lieferanten sind und der die nicht rausrücken will.
      Wird also nix mehr, so spielen wir halt nur mit den Grundregeln.
      Victory at Seas gibbet leider nicht auf Deutsch und ist genauso umständlich geschrieben wie Black Seas, wobei da wenigstens der Wind entfällt (gegen den Wind segeln zum Bleistift)
      Stay tuned

      • Bei der Gelegenheit: Grüß mir mal den Huscho, wenn Du ihn wieder siehst. Komme derzeit leider nicht nach Aschaffenburg.

      • Das stimmt, das Englisch ist ne Plage in dem Regelwerk.
        So langsam fummeln wir uns aber rein und es macht Spaß :-)

  3. Am Sonntag haben wir mal die Japaner gegen Amerikaner gespielt… Die nicht ganz so dicken Pötte machen auch Spaß

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