Der Herr Einstein, das Universum und die Menschen

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XENA hat es erkannt. Einstein hat es ihm nachgetan, wenngleich schon viel früher. Und ihr werdet sicher gleich beipflichten: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“. Wie sich diese Weisheit durch Geschichte und Hobby zieht, das erklärt euch heute unser XENA. Bitte sehr.

Von Einstein, den Japanern und Amerikanern

Das sind wahre Worte eines großen Genies, Albert Einstein nämlich. Jetzt werdet Ihr Euch natürlich fragen, was das mit unserem Hobby zu tun hat. Nun, da muss ich ein wenig ausholen. Wir alle spielen die unmöglichsten Tabletops und Wargames. Quer durch die Epochen: vom alten Babylon bis zu StarTrek oder Krieg der Sterne und seinen Raumschlachten. Und ganz unabhängig voneinander haben doch ALLE eine Gemeinsamkeit, nämlich die, dass die menschlichen Eigenarten wie Mut, Geschick, Vorsicht – und eben auch Dummheit und Überheblichkeit – in allen Regeln kaum bis überhaupt nicht beachtet werden.

Aber gerade diese Eigenheiten von uns Menschen haben dermaßen viele Schlachten beeinflusst, so dass die Welt heute anders aussehen würde, hätten sie keinen Einfluss auf die Entscheidungen vieler Befehlshaber gehabt.

Ich habe in letzter Zeit, – wie wahrscheinlich viele von Euch auch – fürs Hobby recherchiert. Einen Grund findet man dafür ja immer und wenn es einfach nur die Langeweile ist. Bei einem dieser Ausflüge ins Internet sind mir dann verschiedene Dinge aufgefallen, welche mich letztlich zu diesem Beitrag animierten.

Einstein und die Schlacht um Midway

Jeder von Euch kennt beispielsweise die Schlacht um Midway. Da gewinnen die Amerikaner heldenhaft gegen die Japaner. Und warum? Das ist eine sehr gute Frage. Wenn man die beteiligten Kräfte gegeneinander stellt, kann man den Sieg der Amerikaner noch weniger verstehen – bei allem Heldenmut! Auf amerikanischer Seite standen

  • 3 Flugzeugträger (mit zusammen 230 Flugzeugen),
  • 7 schwere Kreuzer,
  • 1 leichter Kreuzer,
  • 20 Zerstörer und
  • 19 U-Boote.

Die japanische Angriffsflotte bestand aus

  • 10 Trägern – von denen die 4 größten alleine schon 233 Flugzeuge hatten
  • 11 Schlachtschiffen,
  • 9 schweren Kreuzern,
  • 6 leichten Kreuzern,
  • 46 Zerstörern und
  • 21 U-Booten.

Also alleine von der schieren Zahl her eine japanische Überlegenheit an Flugzeugen von 2:1. Von der zigfachen Überlegenheit der Kampfschiffe reden wir jetzt mal gar nicht erst.

Und jetzt kommt Einstein ins Spiel mit der Frage: „Was denkt sich ein so begnadeter Admiral wie Yamamoto dabei, seine Flotte auseinander zu ziehen, mit einem Teil die Aleuten anzugreifen, und zunächst nur seine 4 großen Träger nach Midway zu schicken? Anstatt Midway mit seiner gesamten Flotte wie ein lästiges Insekt von der Landkarte zu fegen?“

Einstein und die Schlacht von Tassafaronga

Ein noch viel krasseres Beispiel ist die Seeschlacht von Tassafaronga 1942 zwischen Japanern und Amerikanern. Was hier an Ignoranz, Unfähig-, und Überheblichkeit von amerikanischer Seite an den Tag gelegt wurde, ist eigentlich unfassbar. Es beginnt damit, dass man einen völlig unerfahrenen Kommandeur zum Befehlshaber ernennt. Man geht wie selbstverständlich davon aus, den Japanern sowohl ausbildungstechnisch, als auch in der Ausrüstung weit überlegen zu sein. Es werden Aufklärungserkenntnisse entweder nicht verstanden oder schlicht ignoriert (weil man sich lieber auf das Radar verlässt). Am Ende steht eine katastrophale amerikanische Niederlage, bei der ausgerechnet nur das älteste Schiff (nämlich das OHNE Radar) der Amerikaner unbeschadet davonkommt.

Hier ein sehr interessanter Video-Bericht zur Schlacht von Tassafaronga.

Wie bildet man Dummheit und Überheblichkeit im Spiel ab?

Das sind jetzt nur zwei Beispiele unter sehr vielen. Und das ist genau die Sache, welche bei unseren Spielen eben fehlt. Wenn in einer Regel ein Zufallsfaktor vorkommt, dann meist als eine Würfel-Modifikation. Da wir Spieler eben alles aus der „Gottes-Sicht“ erfassen, können solche Fehler kaum bis gar nicht vorkommen. Falsche Aufklärungsergebnisse, welche zu falschen Entscheidungen führen – welche wiederum den Sieg in der Schlacht kosten können – sowas gibt’s eben (fast) nicht.

„Überheblichkeit“ zu spielen, das können vielleicht 2 von 100 Spielern, wenn überhaupt. So etwas würde aber meiner Meinung nach sehr viel Würze in ein Spiel bringen. Nur wie bewerkstelligen? Entweder, es bräuchte einen Schiedsrichter in der Art eines Spielführers (wie beim Rollenspiel) oder ein Karten- oder andersartig gestütztes System, welches den/die Spieler dazu zwingt, etwas völlig „Gaga-mäßiges“ zu tun – und dann mit den Folgen fertig zu werden.

Ich selbst habe vor langer Zeit so etwas einmal selbst erlebt. In einem Mittelalterspiel (Rosenkriege) wurde mir vom Schiedsrichter eine Nachricht gegeben, auf der stand, dass einer meiner Unterbefehlshaber mitten in der Schlacht einen ihm zutiefst verhassten Gegner entdeckte. Entgegen aller Befehle attackierte mein Befehlshaber mit den ihm unterstellten Truppen daraufhin an einer völlig falschen Stelle eben diesen verhassten Gegner. Das daraus resultierende Chaos mündete letztlich in einer der spannendsten Schlachten, welche ich jemals gespielt habe!

Ich finde, man sollte so etwas öfter haben… machen… dürfen… wollen… :-)

Diesbezüglich zum Ende nochmal ein Zitat…

Mein Kommentar dazu: Finde ich auch, Natasha !

  • „Varianz ist das Gewürz der Schlacht..!
  • Natasha Kerensky-„Clan Wolf“

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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