Alexander, Caesar & Co.

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An dieser Stelle erlaube ich mir, Ariovist mit seinem Werk „Alexander, Caesar & Co.“ als Autor auf pink-unicorn.tv vorzustellen. Mit seiner Artikelserie stellt er die Armeen der Zeit vor, weist auf Vorzüge der einen oder anderen Fraktion hin und gibt uns Vorschläge für den optimalen Einsatz der Armeen, welche deren Eigenheiten berücksichtigen. Ich freue mich, Ariovist als Autor gewonnen zu haben und übergebe nun das Wort an ihn.

Alexander, Caesar & Co.
Mit Mann mit Ross und Wagen

Die Menschheit hat seit Anbeginn der Geschichte Krieg geführt. Die Stadt Jericho wurde schon vor 9.000 Jahren befestigt. Die Bewohner werden Sorgen gehabt haben und Hoffnungen, diese Mühe würde ihnen helfen den Gefahren zu begegnen. Die taktischen und technischen Mittel waren anfangs noch recht beschränkt, doch auch schon damals von großer Bedeutung. So heißt es, dass im 3. vorchristlichen Jahrtausend die Akkader nicht zuletzt dank des leistungsfähigeren Kompositbogens die Sumerer als Herrscher des Zweistromlandes ablösten, die noch immer einen einfachen Stabbogen verwendeten. Schon damals gab es Streitwagen, die von Wildeseln gezogen, auf zwei oder vier Rädern daherkamen. Noch primitiv im Vergleich zu späteren Entwicklungen brachten sie ihren Benutzern dennoch den Vorteil der größeren Beweglichkeit? Und vielleicht auch den der größeren Wucht beim Zusammenprall.

Man könnte argumentieren, dass die Streitwagentechnologie einen nicht unbedeutenden Anteil am Aufstieg der Zivilisation hatte. Er kann (insbesondere in größerer Anzahl) nur von geschickten und gut ausgebildeten Handwerkern erbaut und gewartet werden. Die notwendige Übung seiner Handhabung ist nur einer Kaste von privilegierten Berufskriegern möglich. Auf ihn stützt sich die Überlegenheit der ackerbauenden Stadtstaaten gegenüber den umliegenden Nomadenvölkern. Dennoch ist er eine strategisch defensive Waffe. Man kann mit ihm keine der wohlbefestigten Städte Mesopotamiens erstürmen, aber einem Angreifer mit raschen Ausfällen empfindlich zusetzen.

So tritt der Streitwagen mit den indogermanischen Wanderungen seinen Siegeszug um die Welt an. Verbesserte Techniken, der Einsatz der schnelleren und gefügigeren Pferde verbreiten die Wagen (und ihre Lenker) über weite Teile der Alten Welt. Noch scheinen die Pferde zu schwach zu sein, um Reiter ins Gefecht zu tragen, und so regieren die Wagenlenker uneingeschränkt. Doch halt, wie uneingeschränkt?

Alexander, Caesar & Co. - Mit Mann mit Ross und Wagen

Alexander, Caesar & Co. – Mit Mann mit Ross und Wagen

Entgegen der Ansicht mancher Romanautoren (und Spieler) überrannten sie ihre Gegner eben nicht im ersten Anlauf. Es mag schon sein, dass manche Barbarenhorde beim bloßen Anblick der heranjagenden Fahrzeuge, die todbringende Geschosse in alle Richtungen verschossen, in jähem Entsetzen die Flucht ergriff, aber diszipliniertes Fußvolk kann ihnen recht gefasst entgegentreten. Es muss ja nicht gleich die Form annehmen, dass wie bei Cunaxa (401 v. Chr.) das griechische Fußvolk den heranstürmenden Sichelstreitwagen höhnisch Beifall klatscht wie einer Zirkusdarbietung.

Es wird vielmehr so gewesen sein, dass bei den „Barbarenvölkern“ (seien es dies nun die keltischen Briten oder Galater, die Steppenstämme nordwestlich von Chinas, die Philister oder die Helden Homers) die Anführer ihren Gefolgsleuten, die zu Fußs in die Schlacht zogen, voranfuhren und an diesem oder jenem entscheidenden Punkt abstiegen und zu Fuss in den Kampf eingriffen. Die zivilisierten Reiche lernten es, das Stehvermögen ihres Fußvolkes mit der Beweglichkeit ihrer Streitwagen zu verbinden und auch der Tabletopspieler mit derartigen Armeen wird gut daran tun, von ihrem Vorbild zu lernen.

Man könnte (stark vereinfachend) zwei unterschiedliche Arten von Streitwagen unterscheiden: den vorderorientalisch-ägyptischen und den indogermanisch-asiatischen.

NKE: Die Ägypter des Neuen Reiches

Streitwagen der Neues Reich Ägypter

Streitwagen der Neues Reich Ägypter

Hiermit stelle ich eine der der populärsten Armeen der Frühzeit vor, die Ägypter des Neuen Reiches (NKE in allgemeinen Abkürzungen).

Der Streitwagen kam recht spät nach Ägypten. Obwohl die Invasion der semitischen Hyksos (die als Tabletoparmee auch nicht gerade ohne sind!) mehr auf aggressivem Fußvolk als auf Streitwagen beruhte, löste ihre Herrschaft eine Umstellung der ägyptischen Kampfweise aus. Der Einsatz von Streitwagen trug nicht unwesentlich zur Vertreibung der Hirtenkönige bei.

Die aktuellsten Armeelisten setzen das Neue Reich von 1543 bis 1069 vor Christus an. Eine recht lange Epoche. Die Spieler halten sich dabei zumeist an die Zeit der letzten großen Kämpfe, eine neue Völkerwanderungswelle hat den Nahen Osten erfasst, die Großreiche müssen sich neuen Herausforderungen stellen. Man erinnere sich der Schlacht von Kadesch gegen die Hethiter unter Ramses II und die Kämpfe gegen die Seevölker unter Ramses III.

Die Ägypter verwendeten damals recht leichtgebaute, zweispännige Streitwagen, zu deren Herstellung aus allen Herren Länder Spezialhölzer in das baumlose Ägypten importiert wurden. Mit der Zeit werden zumindest die königlichen Wagenschwadronen gepanzerte Besatzungen gehabt haben, aber die Masse der Streitwagenbesatzungen mag ungepanzert gewesen sein. Da die Kampfbesatzung nur ein Mann (häufig wohl nur mit einem Bogen bewaffnet) ist, ist die Rolle vorgezeichnet: geschicktes Manövrieren auf den Flügeln setzt – unterstützt vom Fußvolk – dem Gegner solange zu, bis dieser Blößen zeigt, welche die schnellen Wagen rasch ausnutzen.

Über die Bedeutung des Fußvolks

Die Streitwagen sind eindeutig der Blickfang der Armee, wie jeder weiß, der einen Hollywoodschinken mit ihnen gesehen hat. Doch ein Spieler sollte nicht übersehen, welche Bedeutung das Fußvolk hat.

Über die Bedeutung des Fußvolks

Über die Bedeutung des Fußvolks

Ramses II. verfügte bei der Schlacht von Kadesch über vier Divisionen (Amun, Ra, Sutekh und Ptah) regulärer ägyptischer Soldaten und Angehöriger verschiedener Hilfsvölker. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese ungepanzert, meist nur mit einfachen Lendenschurzen bekleidet, und mögen vielen auf den ersten Blick unattraktiv erscheinen. Aber ihr Anblick wirkt aufgrund der Menge, die man bei nach Punktewert orientierten Spielen von ihnen aufstellen darf, die einfallsreiche Bemalung der Schilde und dem Beifügen von exotischen Völkerschaften (dunkelbraune, nubische Bogenschützen, bronzebewehrte Scherdensöldner u. a.).

In den Augen der Spieler ist das Zusammenwirken der Wagen mit dem Fußvolk ausschlaggebend. Die zahlreichen Bogenschützen sollten einen Kampf gegen berittene Gegner hinreichend unterstützen, die Wagen auf den Flügeln oder in Reserve rasch Konzentrationen gegen wichtige Abschnitte der feindlichen Linien erreichen. Bei DBM ist für die Ägypter die Defensive recht wahrscheinlich, zumeist ist dann eine Tischseite durch den Nil (als WW = Wasserstrasse eingestuft) abgedeckt. Einige Felder und eine Ortschaft erschweren hier ein rasches Vorrücken, ein Umstand, der in die Strategie der Armee eingehen sollte.

Man sollte sich aber vor allzu passiver Haltung hüten, da die Vorteile der Streitwagen in der raschen Bewegung und Konzentration liegen und leicht verloren gehen könnten.

In jedem Falle müssen die Bogenschützen gegen feindliches Fußvolk gedeckt werden. Zumeist greift man hier auf Schwertkämpfer zurück (Bd = Klingen in DBx Terminologie), die eine gute Ergänzung zu Bogenschützen sind.

In den folgenden Jahrhunderten wird die Anzahl und Bedeutung der Wagen zurückgehen. Reiterei wird sie zuerst ergänzen, dann verdrängen. Das in Ägypten schon immer bedeutsame Fußvolk wird eine immer wichtigere Rolle einnehmen.


Bildnachweis: © alle schwarzer.de

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Der Geist, der stets verweist.

1 Kommentar

  1. Der Beitrag wird doch gleich durch die Bilder aufgewertet …
    … und die sehr schönen Figuren :-)

    Zum Fußvolk hätten noch Bilder von Bogenschützen und den Blades gepasst
    ;-)

    Gruß additz

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